On 5/3/08 8:07 AM, „Miljkovic Marijana“ wrote: Hallo Gerald, also hier die fragen, die dir wohl bekannt vorkommen werden. soweit ich es in erinnerung habe, bist du 1956 geboren (bitte verzeihe, wenn ich falsch liege) und arbeitest im Kunstbereich. außerdem hast du eine bürgerinititaive gegründet, die sich für fkk einsetzt und wurdest sogar als bürgermeisterkandidat gehandelt. kannst du mir da noch näheres schreiben? 1982/83 Mitbegründer und Herausgeber der Zeitschrift Perspektive, 1984 Gründer und Verleger des Literaturverlag Gangan, 1987/88 Herausgeber der ZeitSCHRIFT über Literatur, gemeinsam mit Andreas Puff-Trojan Herausgeber von Textwechsel (Sonderzahl Verlag, Wien 1992), 1996 Gründer und Herausgeber der zweisprachigen Zeitschrift Gangway, 2001 Gründer der Gangart Awards, Intercultural competition for the arts on the Net, 2004 Gründer und Moderator des Austrians Abroad Forum, seit 2006 Vorstandsmitglied im Auslandsösterreicher-Weltbund, seit 2008 InterNations Ambassador in Sydney. 2001/2002-2003/2004 Chairman des Ultimo Precinct Committee (Bezirksvorsteher eines Stadtteils von Sydney), 2004 bis heute Convenor der Ultimo Society und 2005 bis heute Convenor der Free Beach Action NSW (Bürgerinitiative für FKK Strände in New South Wales) wohnhaft in sydney? warum bist du aus graz weggegangen? Das war tatsächlich so. In den Schulferien war ich, seitdem ich 16 geworden war, immer nur unterwegs. In den 70ern erst überall in Europa, meist per Anhalter, in den 80ern kam dann die Erweiterung auf Weltreisen. Die erste ist den Spuren von Jules Verne gefolgt: In 80 Tagen um die Welt in zwölf Flügen mit der Pan Am. Danach hat mich nichts mehr von meinem Reisefieber geheilt. 1982 habe ich Petra geheiratet. Wie waren auch als Ehepaar immer nur unterwegs. Als meine Ehe mit ihr 1985 wieder auseinander ging, wurde mir Graz zu klein. Da habe ich mich zuerst einmal eine Weile in Pitsidia auf Kreta niedergelassen und bin dann 1986 nach Wien übersiedelt. Meinen Literaturverlag Gangan habe ich dorthin mitgenommen, der weitere Horizont hat beruflich auch gut getan, denn in Graz war es auch in der Literaturszene recht eng. du hast erzählt, dass du ein, zweimal in jahr in graz bist um deine Mutter zu besuchen. warum zieht es dich noch nach graz? was vermisst du von graz wenn du in der welt unterwegs bist? als du aus graz weggegangen bist, bist du doch auch in tirol gelandet. wohin hat es dich noch verschlagen, bevor du in australien gelandet bist? was ist so speziell in deiner neuen heimat? du bist ja auch gründer der österreicherplattform. warum war es für dich wichtig, so ein forum zu schaffen? Ich habe ein bisschen Zeit gehabt, vor und nach der Präsentation unseres Verlagsfestes (2004, 20 Jahre Gangan im Literaturhaus Graz), habe mich einfach an den Computer gesetzt, habe Österreicher gesucht, die im Ausland leben, habe 1000 oder so gefunden, habe die alle eingeladen, zusammengebracht, an einen Tisch gesetzt. Der wächst und wächst und wächst und es hat sich schon ein unheimlich starkes oder positives Gesprächsklima in dieser neuen Gruppe ergeben. Jeder hat irgendwie darauf gewartet, jeder freut sich, dass er dabei ist, dass er eingeladen war. Ich glaube, nach einer Woche hatte ich schon hundert Leute aktiv am Tisch sitzen. Jeden Tag in der Früh sind ein paar Sachen zu moderieren, Beiträge von Menschen aus allen Teilen der Erde, die sich gemeldet haben, die sich vorstellen mit ihrer kleineren oder größeren Lebensgeschichte und die das in einer sehr guten Qualität machen. Ich war wirklich sehr überrascht über die Qualität an Österreichern, die man im Ausland findet. Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen witzig, aber ich habe schon Erfahrungen und Suchen hinter mir, wo ich immer eher so Beisl-Leute gefunden habe, die am Stammtisch wirken, wo es sprachfetzig hin und her geht und nichts wirklich Wesentliches dabei ist. So etwas liegt mir fern, so etwas interessiert mich nicht. Ich bin zum Teil privat in diesen „Beisln“ drinnen. Aber worum es mir bei der Community ging, war, dieses Österreichische zu erarbeiten, zu durchleuchten und ein bisschen zu schauen, was wir hier tun auf diesem Planeten, und warum wir aus diesem kleinen Land Österreich so weit weggehen und so verschiedene Lebenswege beschreiten. du möchtest nicht wieder nach österreich zurück, warum nicht? bist du zufällig nach australien gegangen oder war das geplant? warum? wie ist es für dich, nach graz zurückzukommen, wie fühlst du dich? Bei Spaziergängen durch Andritz kommen Kindheitserinnerungen auf, viele Strassen und Adressen erinnern an frühere Freundinnen oder lange vergessen geglaubt Erlebtes, man bewegt sich im Stadtplan wie durch seine eigene Geschichte… Aber es ist kein sentimentales oder romantisiertes Gefühl, sondern ein gutes… Und es ist ja nicht nur die Stadt selbst, die FKK Schwarzlteiche und die Buschenschanken an der Südsteirischen Weinstrasse gehören für mich auch zum Heimaterlebnis dazu. Eine Brettljause mit ein paar weißen Spritzern unter einem Nussbaum hat schon was… wie unterschieden sich die australier von österreichern? Heute blättert ein bisschen die Farbe ab vom kosmopolitischen Flair der Australier, weil ich die Feinheiten jetzt wahrnehmen kann, die anfangs in der Sprachbarriere hängen geblieben sind. Außerdem gibt es inzwischen einige Verbesserungen in der österreichischen Gesellschaft, sodass die subjektiven Unterschiede zueinander geringer werden. Die Welt wird halt doch immer mehr zu einem globalen Dorf… Aber: No worries, she’ll be right… vielleicht fallen mir noch einige fragen ein, wenn ich deine antworten lese. liebe grüße! und DANKE! Marijana Cheers Gerald |
Sydney, am 11. März 2008 On 30/6/08 7:51 PM, „Miljkovic Marijana“ wrote: Hallo gerald! Ja, das projekt ist tatsächlich sanft entschlafen. Aber wie ausgemacht, bringe ich noch dein portrait. Ich bemühe mich, mich heute dazuzusetzen. Jetzt ist die EURO 08 ja vorbei. Lg! Marijana |
Nachsatz: Fünf Jahre später (2013) wurde GRAZOUTSIDE von der Stadt Graz übernommen und weitergeführt – www.grazoutside.net |
Last update July 20, 2018